Name, ISIN
Verwaltungsgesellschaft
Anlageschwerpunkt
Bewertungsintervall
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Währung
Anlageregion
Gesetzlicher Fondstyp
Investmentgesellschaft
TER
Rechtsform
Vertriebsland
Verwahrstelle
24.04.2023
Der tiefe Fall der Credit Suisse und die Folgen

Der Fall der Credit Suisse hat viele Menschen zum Nachdenken angeregt. Wie kann eine Bank, welche nach Einordnung des Financial Stability Board - FSB zu den 30 systemrelevanten Instituten der Welt gehört, die nach Aussagen der Behörden Anfang März noch genügend Eigenkapital hatte, innert weniger Tage in eine Situation rutschen, die eine Notrettung nötig macht? Die von Schweizer Bundesrat, Nationalbank und FINMA orchestrierte Übernahme durch die UBS wirft viele Fragen auf und auch die Debatten im Parlament geben kaum vernünftige Antworten. Versuchen wir deshalb, die Zusammenhänge aus heutigem Wissensstand einzuordnen:

Als systemrelevante Banken werden Institute eingestuft, die durch eine starke internationale Vernetzung und ihre Grösse bei einem Scheitern andere Banken mitreissen könnten. Diese Banken gelten als zu gross zum Scheitern und haben besondere Sicherheitsauflagen zu erfüllen.

Im Rückblick lassen sich schon Monate vor der «Notrettung» deutliche Zeichen für das nahende Desaster der Credit Suisse erkennen. Die altehrwürdige Bank, gegründet 1856, hat sich mit jahrelangem Missmanagement und einem Investmentbanking mit ungenügender Risikoüberwachung ins Abseits manövriert. Die öffentlich gewordenen Grossverluste mit Archegos und Greensill waren nur die Spitze des Eisbergs: Die Credit Suisse war möglicherweise in Geldwäsche mit der bulgarischen Mafia und in den Staatsbankrot von Mosambik verwickelt, es wurden eigene Kaderleute bespitzelt und trotz aller Skandale, trotz Verlusten und fallender Aktienkurse wurden hohe Boni ausbezahlt. Der Tages-Anzeiger hat aus Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 kumulierte 3.2 Milliarden Franken Verlust gemacht hat und im selben Zeitraum 32 Milliarden Boni ausgeschüttet hat. Dass so das Vertrauen der Anleger und der Aktionäre verloren ging mag kaum erstaunen. Der Aktienkurs ist in den letzten zehn Jahren von ca. CHF 25 auf inzwischen unter CHF 1 gefallen. Die tiefe Marktkapitalisierung von noch ca. 11 Milliarden CHF Ende 2022 bei mehr als 400 Milliarden verwalteter Vermögen lockte natürlich Interessenten für eine Übernahme an.

Für eine Bank muss Vertrauen ein zentral wichtiges Element des Geschäftsmodells sein. Dies hängt mit der Funktions-
weise des Bankengeschäfts zusammen. Banken sind in der Tendenz illiquide. Sie nehmen Kundenanlagen entgegen. Damit sie Erträge erzielen können, müssen sie das Kapital ausleihen. Wenn nun zu viele Anleger gleichzeitig ihre Einlagen zurückziehen wollen, droht der Bank der Kollaps, weil sie nicht, oder nur mit grossen Verlusten ihrerseits, kurzfristig genügend eigene Ausleihungen liquide machen kann, um die Geldabflüsse zu decken. Schwankungen im Kapital sind nichts Ungewöhnliches. Normale Schwankungen können über verschiedene Einrichtungen in Zusammenarbeit mit Zentralbanken und andere Geschäftsbanken ausgleichen werden. Wenn das Vertrauen aber wegbricht, fällt die Bank in einen sich verstärkenden Strudel und kann als Folge von mangelnder Liquidität kollabieren. Man spricht dann von einem Bankenrun: Jeder will sein Geld bei der Bank abziehen, die Bank kann nicht schnell genug und nicht genügend Liquidität bereitstellen, kann nicht mehr zahlen und verstärkt damit den Vertrauensverlust.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Credit Suisse Mitte März in einem solchen Strudel befand. Durch die massive Intervention wurde der Bankenrun gestoppt und die Lage konnte stabilisiert werden.

Ob die Wirkung der Massnahmen nachhaltig ist, wird die Zukunft weisen. Die schiere Grösse der gewährten Sicherheiten war vermutlich auch ein Signal an die Märkte. Dennoch stehen die Garantien und können den Schweizer Steuerzahler irgendwann einholen. Es ist auch nachvollziehbar, dass das Vorgehen von Bundesrat, Nationalbank und Aufsicht, aber auch der Verantwortlichen der UBS, viele Fragen aufwerfen, die aufzuarbeiten sind. Es kann auch angenommen werden, dass die enormen Garantien fremde Behörden und Anwälte anziehen werden, welche versuchen möchten, davon zu profitieren. Man muss jedenfalls davon ausgehen, dass der Bankensektor so schnell nicht zur Ruhe kommen wird. Und man kann man nur hoffen, dass die neue UBS den Weg des ordentlichen und guten Kaufmanns trotz neuer Grösse und Möglichkeiten beibehält, den sie nach ihrer eigenen Rettung in der Finanzmarktkrise von 2008 eingeschlagen hat. Die neue UBS könnte nicht mehr «too big to fail» sein, sondern zu gross, um noch gerettet zu werden.

Kurzfristig kann man vielleicht diese Erkenntnis schon einmal mitnehmen: Hochmut kommt vor dem Fall. Ein konserva-
tiveres Geschäftsmodell, das Stabilität, Nachhaltigkeit, saubere Strukturen und faire Methoden sucht, mag weniger spektakulär aussehen, aber langfristig erfolgreicher sein. Der Bankenplatz Liechtenstein hat sich in dem Sinne aufgestellt. Die LGT, als grosse und global tätige Vermögensverwaltungsbank, liefert gewissermassen die Blaupause für die anderen Banken im Land: Klein aber trotzdem vernetzt, stabil aber innovativ, sicher und diversifiziert. Eine gute Basis, um Finanz-
geschäfte in einem Umfeld abzuwickeln, das Vertrauen gewähren kann. Die Tugenden des Private Banking werden hier gelebt.


Alex Boss
CEO
Ahead Wealth Solutions AG